Welche Kreditkarte passt zu wem?

von Lisa Hofmann
Kreditkarten gehören heute für viele Menschen zu ihrem Alltagsstandard. Ende 2021 waren in Deutschland rund 38,4 Millionen Kreditkarten im Umlauf. Vor allem ab dem 30. Lebensjahr steigt die Nutzung einer Kreditkarte sukzessive an.
Welche Kreditkarte passt zu wem
Kreditkarten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit - doch welche Karte passt zu wem?Foto: stevepb / Pixabay.com

Mit ihrer Ausstattung und in ihren Eigenschaften unterscheiden sich die einzelnen Kartenmodelle zum Teil deutlich voneinander. Wer auf der Suche nach einer persönlich passenden Kreditkarte ist, sollte sich daher vorher genau fragen, welche Karte wirklich benötigt wird. In unserem Ratgeber zeigen wir die Kriterien auf, die für die Auswahl der passenden Kreditkarte von Bedeutung sind.

Bei den meisten gängigen Kreditkarten handelt es sich entweder um eine VISA Card oder eine Mastercard. American Express Cards sind ausschließlich als Premium-Kreditkarten erhältlich und in Deutschland deutlich weniger verbreitet.

Welche Art von Kreditkarte benötige ich?

Bevor Sie die verschiedenen Angebote für Kreditkarten einem genauen Check unterziehen, sollten Sie sich fragen, welche Kartenart für Ihre Zwecke optimal geeignet ist.

Kreditkarten lassen sich in drei unterschiedliche Gruppen unterteilen:

Klassische Kreditkarte (Revolving Kreditkarte)

Eine klassische Kreditkarte oder Revolving Kreditkarte ermöglicht es den Nutzern, bargeldlose Umsätze zu tätigen sowie Bargeld auf Kredit abzuheben. Der Saldo auf einer Revolving Kreditkarte muss dabei zum Monatsende nicht komplett getilgt werden – vom Referenzkonto für die Karte wird lediglich ein bestimmter Mindestbetrag abgebucht. Seine Höhe wird in den Vertragsbedingungen für die Kreditkarte vereinbart. Darüberhinausgehende Beträge zahlen Sie ebenso wie einen Dispokredit nach eigenem Ermessen ab.

Vorteile klassischer Kreditkarten
  • Finanzielle Flexibilität bei Liquiditätsengpässen
  • Keine vorherige Einzahlung nötig.

Nachteile klassischer Kreditkarten
  • Im Vergleich zu anderen Kartenvarianten hohe Zinsen.
  • Gefahr, die eigene finanzielle Situation aus den Augen zu verlieren.

Charge-Kreditkarte

Die Charge-Kreditkarte funktioniert ähnlich wie eine klassische Kreditkarte, jedoch wird der Kreditrahmen jeweils nur bis zum Monatsende gewährt. Inhaber einer solchen Kreditkarte erhalten am Monatsende eine Abrechnung, die sie komplett begleichen müssen.

Vorteile
  • Keine oder nur geringfügige Zinskosten für den Saldo
  • Finanzielle Flexibilität im Verlauf des Monats
  • Guter Überblick über die eigenen Finanzen.

Nachteile
  • Auch bei finanziellen Engpässen Zahlungspflicht.

Prepaid Kreditkarte (Debit Card)

Prepaid Kreditkarten oder Debitkarten unterscheiden sich deutlich von den beiden anderen Kartenmodellen. Bei diesen Karten handelt es sich nicht um echte Kreditkarten. Um eine Prepaid Karte nutzen zu können, muss zunächst Guthaben eingezahlt werden, das für bargeldlose Zahlungen oder Bargeldabhebungen verwendet werden kann. Dagegen ist für eine Prepaid Karte kein Kredit- oder Überziehungsrahmen vorgesehen. Anders als ec-Karten eignet sich eine solche Karte jedoch auch ohne Einschränkungen für internationale Zahlungen und Bargeldabhebungen im Ausland.

Mit Ausnahme des fehlenden Kreditrahmens bieten Prepaid Karten alle Standardfunktionen, mit denen auch klassische Kreditkarten oder Charge-Kreditkarten ausgestattet sind. Allerdings müssen die Nutzer einer Debit Card auch mit einigen Einschränkungen rechnen. Beispielsweise akzeptieren nicht alle Mietwagenfirmen und Hotels Reservierungen, die mit einer Prepaid Kreditkarte getätigt werden sollen.

Vorteile von Prepaid Kreditkarten
  • Hervorragender Kostenüberblick
  • Keine Zinskosten
  • Auch bei negativer Schufa möglich.

Nachteile von Prepaid Kreditkarten
  • Keine finanzielle Flexibilität bei Engpässen
  • Keine Krediteinräumung
  • Einschränkungen bei Hotel- und Mietwagenreservierungen.

Welche Kreditkarte benötige ich?

Ein Blick auf die verschiedenen Kartenmodelle zeigt, dass sich eine Prepaid Kreditkarte vorwiegend für zwei Nutzergruppen eignet:

  • Personen mit begrenzter Bonität, die Schwierigkeiten haben, eine echte Kreditkarte zu erhalten.
  • Personen, die sich keine Kreditaufnahme über ihre Karte, sondern durch die Prepaid Karte vollständige Kontrolle über ihre Kosten und Finanzen wünschen.

Eine Charge-Karte ist für viele Nutzer das interessanteste Kartenmodell, da sich damit teure Zinszahlungen vermeiden lassen.

Auch für klassische Kreditkarten ist jedoch häufig dieser Kostenvorteil vorgesehen. Viele Anbieter von klassischen Kreditkarten berechnen Zinsen nur für Salden, die nach 30 Tagen nicht ausgeglichen worden sind. Wenn der Ausgleich innerhalb dieser Frist erfolgt, lässt sich die Charge-Karte somit während des gesamten Monats ohne Zusatzkosten für Zinszahlungen nutzen.

Wer die Finanzierungsoption durch eine Kreditkarte längerfristig benötigt, ist auf die klassische Kreditkarten-Variante angewiesen. Empfehlenswert ist eine solche Lösung allerdings nur bedingt. Aufgrund der meist hohen Zinsen für Minusbeträge auf der Karte ist es in diesem Fall oft sinnvoller, eine andere Finanzierungsmöglichkeit zu wählen.

Die wichtigste Frage bei der Auswahl des passenden Kartenmodells besteht darin, wofür Sie Ihre Kreditkarte hauptsächlich verwenden wollen. Bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten gehören bei einer Kreditkarte zum Standard und sollten zumindest in Euro kostenlos getätigt werden können. Vor allem im Urlaub sind auch Bargeldabhebungen – und folglich günstige Konditionen dafür – eine wichtige Option.

Fallstricke kann es allerdings auch bei diesen Standardleistungen geben. Für bestimmte Nutzungszwecke sind anbieterabhängig bei einigen Kreditkarten Einschränkungen vorgesehen. Zahlungen wurden insbesondere mit einer Kreditkarte an Online-Casinos mit zusätzlichen Gebühren belegt oder vollständig geblockt. Wer an solchen Angeboten mit Kartenzahlung interessiert ist, benötigt natürlich auch eine Kreditkarte, die sich dafür eignet.

Problematisch können in diesem Zusammenhang auch Kryptowährungen sein. In ihren AGB halten sich viele Anbieter von Kreditkarten die Möglichkeit offen, Kartenzahlungen für den Kauf von Kryptowährungen zu blockieren. Wenn Sie am Erwerb von Bitcoin & Co. interessiert sind, muss Ihre Kreditkarte selbstverständlich auch dafür funktionieren. Im Zweifelsfall sollten Sie vor dem Vertragsabschluss Ihren Kartenanbieter kontaktieren.

Grundsätzlich gilt: Vor derer Wahl Ihrer Kreditkarte sollten Sie festlegen, welche Funktionen die Karte unbedingt besitzen sollte und welche Konditionen dafür sinnvoll sind.

Unterschiedliche Nutzungsprofile für Kreditkarten

Abhängig von Ihren Nutzungspräferenzen sind insbesondere die folgenden Kreditkarten-Profile von Interesse:

Kreditkarte als bestmöglicher finanzieller Helfer im Urlaub und auf Reisen

Wenn Sie Ihre Kreditkarte hauptsächlich im Urlaub und auf Reisen verwenden möchten, sollten Sie primär auf die folgenden Leistungsmerkmale achten:x

  • Weltweit kostenfreie bargeldlose Zahlungen (kein Auslandsnutzungs- oder Fremdwährungsentgelt)
  • Weltweit kostenfreie oder mindestens günstige Bargeldabhebungen in der jeweiligen Landeswährung.

Diese beiden Aspekte sind besonders wichtig und stellen im Auslandsurlaub wirklich eine große Hilfe dar. Wenn mit der Kreditkarte jederzeit Bargeld in der Landeswährung des Urlaubslandes vom Automaten gezogen werden kann, sparen Urlauber hohe Wechselgebühren. Zudem müssen Sie nicht viel Bargeld mit auf Ihre Reise nehmen, wodurch sich naturgemäß auch die Diebstahlgefahr erhöht.

Als Faustregel kann gelten: Bargeldlose Zahlungen mit einer Kreditkarte in Euro sind bei so gut wie allen Anbietern kostenlos. Für Bargeldabhebungen am Automaten gelten sowohl für Euro als auch für Fremdwährungen zwischen den einzelnen Kartenanbietern sehr unterschiedliche Konditionen, sodass ein Preisvergleich für unterschiedliche Kreditkarten dringend angeraten ist.

Bei einer starken Fokussierung Ihrer Kartennutzung auf Urlaub und Reisen können für die Kartenwahl auch etwaige Sonderleistungen interessant sein, mit denen sogenannte Premium-Kreditkarten ausgestattet sind:

Je nach Anbieter haben Premium-Kreditkarten oft noch einige weitere Vorteile zu bieten, die im Urlaub ebenso wie im Alltag hilfreich sind. Auf Reisen gehören hierzu etwa Vorteile an Flughäfen wie ein kostenloser Zugang zu Executive Lounge. Zudem bieten diese Kreditkarten meist in weiteren Bereichen – bei Automatenabhebungen, Gebühren für den Auslandseinsatz und Fremdwährungsentgelten – günstigere Konditionen. Zum Teil sind diese Leistungen mit einer Premium-Kreditkarte auch kostenlos erhältlich.

Hinweis

Hinweis:

Sonderleistungen erhalten Interessenten im Normalfall vorwiegend bei Premium-Kreditkarten und anderen Kartenmodellen mit einer Jahresgebühr. Hier ist es sinnvoll, auszurechnen, ob die zusätzlichen Vorteile der Kreditkarte sich im Vergleich zu den Kosten tatsächlich rechnen.

Kostengünstige Zahlungsoption

Wenn Ihre Kreditkarte vorwiegend dazu dienen soll, bargeldlos und gegebenenfalls mit einem Kreditrahmen in Geschäften und im Internet zu zahlen, geht es letztlich vor allem um die Kosten. Bargeldlose Zahlungen gehören ebenso wie Geldabhebungen am Automaten zu den Standardleistungen jeder Kreditkarte – im Einzelfall sehr unterschiedlich sind dagegen die dafür geltenden Konditionen.

In diesem Fall sollten Sie vorwiegend auf die folgenden Eigenschaften infrage kommender Kreditkarten achten:

Inzwischen befinden sich sehr viele Kreditkarten auf dem Markt, deren Anbieter keine fixe Jahresgebühr verlangen. Diese Karten werden auch als kostenfreie Kreditkarten bezeichnet. Sofern nicht – wie bei einer Charge-Kreditkarte – eine monatliche Komplettrückzahlung gewählt sind, fallen für Überziehungen jedoch auch bei diesen Kreditkarten Zinsen an.

Ein wichtiges Auswahlkriterium im Hinblick auf die Zinskonditionen von Kreditkarten ist das vom Anbieter vorgegebene Zahlungsziel: Einige Anbieter stellen zinsfreie Zahlungsziele von bis zu zwei Monaten zur Verfügung. Zinsen auf den Saldo des aktuellen Monats fallen dann – falls bis dahin kein Ausgleich erfolgt ist – erst im übernächsten Monat an.

Kostenfreie Kreditkarten lohnen sich für alle Personen, die ihre Kreditkarte nicht häufig einsetzen und nur eine zusätzliche Zahlungsoption benötigen. Studierenden bieten einige Banken spezielle Kartenmodelle an, die jedoch oft nur mit einer geringen Kreditlinie ausgestattet sind.

Kreditkarten als Rabatthelfer

Viele Kreditkarten beinhalten als Zusatzleistungen heute Rabatte und andere Vergünstigungen, die Sie mit Ihrer Karte für Ihr Online-Shopping und zum Teil auch für Einkäufe im stationären Handel nutzen können.

Gängige Modelle hierfür sind:

  • Standard-Cashback und unternehmensbezogenes Cashback (etwa ein Prozent Standard-Cashback für alle Umsätze mit der Kreditkarte, höhere Cashbacks für Einkäufe und Kartenzahlungen bei bestimmten Partnerunternehmen)
  • Prämien-Programme (Sammeln von Punkten durch Umsätze auf der Kreditkarte, die dann gegen Prämien eingetauscht werden können)
  • Prozentuale Rabatte in bestimmten Geschäften.

Kreditkarten als Rabatthelfer lohnen sich vorwiegend dann, wenn der Karteninhaber in bestimmten Shops besonders häufig einkauft.

Als ein Beispiel:
Fans von Unterhaltungselektronik können mit einem Rabatt von drei Prozent in einem Fachgeschäft deutlich stärker profitieren als Personen, die dort nur ein- oder zweimal pro Jahr einen kleinen Einkauf von 50 Euro tätigen. Wenn im Jahr dort 1.000 bis 2.000 Euro ausgegeben werden, kann sich die über die Kreditkarte realisierte Einsparung auf 30 bis 60 Euro belaufen.

Die verschiedenen Nutzungsprofile von Kreditkarten zeigen sehr eindrücklich, dass die Wahl der eigenen Karte immer zielgerichtet erfolgen sollte. Für ein individuell optimales Kartenmodell müssen die Leistungen der Kreditkarte zu den eigenen Nutzungspräferenzen passen.

Wichtig

Wenn Sie Zahlungsdienste wie Google Pay oder Apple Pay nutzen möchten, muss Ihre Kreditkarte diese Funktionen unterstützen.

Die Kosten für die Kreditkarte im Blick behalten

Wer sich für eine bestimmte Kreditkarte entschieden hat und weiß, wie er diese einsetzen möchte, kann zu guter Letzt natürlich noch die Kosten optimieren. Bei der reinen Basisnutzung passiert dies automatisch, weil Sie die Kreditkarte mit den niedrigsten Kosten wählen werden.

Wer hingegen bestimmte Sonderleistungen nutzen möchte, sollte sich alle Kartenmodelle mit diesem oder einem ähnlichen Leistungsprofil anschauen und die Kosten dafür überprüfen – so finden Sie am Ende genau das Angebot, das Ihren Vorstellungen zu möglichst niedrigen Kosten optimal entspricht.

Hinweis

Viele Girokonten von Onlinebanken stellen kostenfrei oder zu sehr geringen Kosten eine Kreditkarte als Zusatzleistung zur Verfügung. Auch hier lohnt sich ein genauerer Blick auf die Kosten und Leistungen – vorwiegend in kostenpflichtige Kreditkarten sind bei diesen Anbietern häufig diverse Zusatzleistungen zu preiswerten Konditionen integriert.

Fazit: Mit der passenden Kreditkarte viele Vorteile nutzen

Kreditkarten sind trotz vieler neuer digitaler Zahlungsmöglichkeiten nach wie vor beliebt. Wer auf der Suche nach einer passenden Kreditkarte ist, sollte vorab jedoch verschiedene Kartenmodelle und Anbieter vergleichen.

Es gibt verschiedene Arten von Kreditkarten. Zudem weisen die einzelnen Kartenmodelle oft große Unterschiede im Hinblick auf Leistungen und Kosten auf. Während die Basisfunktionen bei allen Kreditkarten identisch sind, gibt es bei Sonderleistungen und auch den Gebühren zum Teil große Unterschiede.

Wichtig ist vor allen, dass Sie vor der Entscheidung für eine bestimmte Kreditkarte Ihr persönliches Nutzungsprofil klären. Durch einen Anbietervergleich finden Sie anschließend ein kostengünstiges Kartenmodell, das Ihre Anforderungen und Wünsche ohne Abstriche erfüllt.

Ob Sie sich dabei für eine VISA Card oder eine Mastercard entscheiden, ist bei der Wahl der Karte von nachgelagerter Bedeutung. Beide Kreditkartenarten bieten die gleichen Standardleistungen und werden in zahlreichen Ländern akzeptiert.

Über die Autorin
Lisa Hofmann
Lisa Hofmann hat im Oktober 2020 ihren Bachelor of Arts in British American Studies mit Nebenfach Verwaltungswissenschaft erhalten und ist seit November 2020 Teil der qmedia-Redaktion. Im Oktober 2021 begann sie zusätzlich ein Masterstudium an der Universität zu Köln.