Nachhaltige Kreditkarte von Tomorrow: Die erste Kreditkarte aus Holz

von Charlotte Ruzanski
Nachhaltige Kreditkarte von Tomorrow
Nachhaltige Kreditkarte von TomorrowFoto: gpointstudio / iStock

Umweltschutz ist ein Thema, das in den letzten Jahren mehr und mehr relevant geworden ist. So sehen sich viele Menschen inzwischen in allen Bereichen des Lebens nach nachhaltigen, umweltschonenden Alternativen zu gewohnten Produkten um. Zwar gibt es in der Bekleidungs-, Schuh- und Automobilbranche bereits gravierende Veränderungen, im Finanzmarkt hat sich bislang jedoch noch nicht allzu viel getan.

Einen Pionier gibt es mittlerweile allerdings: Das Hamburger Unternehmen Tomorrow hat sich für Holz-Kreditkarten als umweltfreundliche Alternative zu Plastikkarten entschieden und damit einen echten Hype ausgelöst: Die verfügbaren Karten waren schnellstens vergriffen und die Nachfrage nach Nachschub ist groß – für Tomorrow als Bank natürlich ein maximaler Gewinn, der mit steigender Bekanntheit einhergeht.

Wie nachhaltig sind Kreditkarten aus Holz wirklich?

Mit dem Motto „Außen wood, innen good“ stellt Tomorrow auf seiner Webseite die weltweit erste Kreditkarte aus Holz vor. Doch hier fragen sich viele Menschen: Wie wird eine solche Karte hergestellt – und ist sie wirklich so umweltfreundlich, wie die Bank vorgibt? Der Rohstoff stammt aus nachhaltig angebauten Kirschbäumen, die in Österreich kultiviert werden. Aus einem einzelnen Baum lassen sich, so Tomorrow, bis zu 10.000 Kreditkarten produzieren. Momentan ist die Karte allerdings auf lediglich 5.000 Stück limitiert. Hier bleiben viele Fragen offen, wie zum Beispiel, was denn mit der anderen Hälfte des Baums geschehen ist. Weiterhin ist die Karte nicht komplett aus Holz gefertigt, was auch gar nicht möglich ist – schließlich braucht sie auch weiterhin einen elektronischen Chip sowie einen Sensor für kontaktloses Bezahlen. Der Plastikkern ist also unvermeidbar für die Funktionalität der Karte.

So stilvoll und hochwertig die Idee auch klingen mag, eine Kreditkarte aus Kirschholz zu besitzen: Als Kunde sollte man damit rechnen, dass Holz deutlich zerbrechlicher ist als Plastik und es noch dazu stetig auf Temperaturen reagiert. Auch Feuchtigkeit kann der Karte stark zusetzen. Somit bleibt abzuwarten, wie beständig eine Kreditkarte aus Holz in der Zukunft tatsächlich ist.

Karte der Zukunft – oder doch nicht?

Nachhaltigkeit ist sicherlich ein Thema, mit dem auch die Finanzbranche sich immer mehr auseinandersetzen muss. Und so setzt die Tomorrow-Bank seit ihrer Gründung im Jahr 2018 auf grüne Fonds, in welche die Einlagen der Kunden angelegt werden. Deshalb ist es auch etwas verwunderlich, dass die Karte bei bislang knapp 50.000 Kunden nicht mehr als 5.000 Menschen angeboten werden kann – hier könnte man mutmaßen, ob es sich vielleicht nicht nur um eine Marketing-Strategie handelt, die relativ geschickt platziert wurde. Tomorrow jedoch begründet ihr Vorgehen damit, dass sie ihre Modelle aus Holz erst einmal testen möchte, ehe sie Kreditkarten aus Holz in Serie produziert.
Dazu kommt natürlich, dass eine solche Karte in der Produktion deutlich mehr kostet als das Pendant aus Holz.

Bislang bleibt Tomorrow also die einzige Bank, die in Deutschland Kreditkarten aus Holz anbietet. Ob und inwiefern sich das Prinzip in Zukunft auch bei anderen Banken durchsetzen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Bis dahin müssen die meisten Menschen in Deutschland auch weiterhin auf die gute alte Kreditkarte aus Plastik zurückgreifen – die immerhin auch als besonders robust und langlebig gilt.

Über die Autorin
Charlotte Ruzanski
Charlotte Ruzanski hat nach ihrem Bachelor-Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft / Skandinavistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau im Sommersemester 2013 ihren Master der allgemeinen Sprachwissenschaft abgeschlossen. Seit Oktober 2013 ist sie Teil der Redaktion der qmedia GmbH.